Die BewerberInnen für die „Hamburger Arbeitsstipendien für Bildende Kunst 2018“ fordern zur Eröffnung ihrer Ausstellung im Kunsthaus in einer gemeinsamen Erklärung, die Höhe der 10 Stipendien von derzeit € 820.-/Monat den aktuellen Verhältnissen anzupassen und maßgeblich zu erhöhen. Staatsrätin Schiedek stellt Verbesserungen in Aussicht.
Seit dem Start der Stipendien in den 1980er Jahren hat es keinerlei Erhöhung gegeben. Ursprünglich war das Stipendium zur Deckung sämtlicher Kosten für Lebensunterhalt, Atelier und Arbeitsmaterialen für 1 Jahr angelegt. Hierfür reicht´s schon lange nicht mehr.
Die KünstlerInnen problematisieren neben der unzureichenden Ausstattung der Stipendien auch die erheblichen Vorleistungen in Zusammenhang mit der Präsentation. Diese Aufwendungen sollten künftig anerkannt werden. Eine Ausstellungsvergütung wäre angebracht.
Zum Vergleich: Berlin stellt seit Kurzem € 300 Tsd. für Ausstellungsvergütungen zur Verfügung. Staatlich geförderte Institutionen können darauf zurückgreifen. Die 11 Berliner Arbeitsstipendien sind mit je € 18 Tsd. ausgestattet und werden über 9 Monate ausgezahlt. Auf Grund der höheren Lebenshaltungskosten müsste das Hamburger Arbeitsstipendium eher darüber liegen!
Die Staatsrätin in der Behörde für Kultur und Medien Jana Schiedek äußerte bei ihrer Eröffnungsrede im Kunsthaus Hamburg Verständnis und kündigte an, dass die Behörde bei den Haushaltsverhandlungen für 2019/20 eine Erhöhung der Stipendien „anstreben“ werde. Auch das Thema Ausstellungsvergütungen solle berücksichtigt werden. Dabei erhoffe man sich auch die Unterstützung von Stiftungen.
Anpassungen sind aber überfällig! Forderungen nach Erhöhung der Arbeitsstipendien und nach einer Ausstellungsvergütung wurden durch den Berufsverband immer wieder vorgebracht; erst kürzlich wurde Kultursenator Dr. Brosda damit wieder konfrontiert. Jetzt weckt die Ankündigung der Staatsrätin Hoffnungen. Eine aktive Willensbekundung, nun endlich die Künstlerförderung an die heutigen Realitäten anzupassen, steht allerdings weiterhin aus. Der Eindruck bleibt, dass sich die Behörde offensichtlichen Notwendigkeiten nur sehr verhalten stellt. Ein Eindruck, der übrigens für alle Bereiche der Künstlerförderung gleichermaßen zutrifft: Kunstpreise, Projektförderung, Atelierförderung, Kunst im öffentlichen Raum u.a.
Bedauerlich: Erst 2019 wird sich zeigen, was an den Absichtserklärungen der Behörde für Kultur und Medien dran ist. Für die StipendiatInnen, die im Januar 2018 ausgezeichnet werden, bleibt alles beim Alten …
Die Rede von Franziska Opel im Namen der Bewerber zur Eröffnung der Ausstellung im Wortlaut:
„Wir, die Künstler und Künstlerinnen, freuen uns, [als BewerberInnen] für das Arbeitsstipendium für bildende Kunst der Freien und Hansestadt Hamburg 2018 ausgewählt zu sein und hier im Kunsthaus ausstellen zu dürfen.
Viele haben sich beworben, Einige sogar schon mehrmals. Nun sind wir hier.
Ausstellen zu dürfen ist eine Ehre, aber auch eine verantwortungsvolle Aufgabe. Jeder Künstler investiert im Vorwege Gedanken, Zeit, Geld und Energie in seine künstlerische Arbeit bis sie bereit ist, ausgestellt zu werden. Ist die Arbeit fertig gestellt, beginnt der Aufbau und die Installation der Arbeiten. Großformate, wie wir sie hier fast überall sehen, müssen transportiert werden und Freunde müssen gefragt werden, ob sie bei der Hängung helfen. Vor Ort werden mehrere Tage verbracht bis das Werk bestmöglich platziert und installiert ist. An dieser Stelle vielen Dank an das ganze Team des Kunsthauses, was uns dabei auch im Rahmen seiner Möglichkeiten unterstützt hat.
Kunst in einen Wettbewerb zu stellen, entspricht nicht dem Ansinnen der Künstler*innen. Man lässt sich darauf ein, weil man nach einer minimalen finanziellen Unabhängigkeit strebt. Und ein Stipendium stellt das Versprechen einer sorgenfreieren Periode in Aussicht. Wir respektieren die Arbeiten der anderen Künstler*innen und gönnen jedem Einzelnen das Stipendium. Wir wollen nicht gegeneinander arbeiten, sondern miteinander.
Um so bedauerlicher finden wir es, das nur 10 von 25 Bewerber*innen ein Stipendium erhalten und die anderen 15 Aussteller*innen die Ausstellung mit einem finanziellen Minus verlassen. Hinzu kommt, das das Stipendium seit den 80er Jahren nicht den aktuellen wirtschaftlichen Verhältnissen der Hansestadt angepasst wurde und nun fragen wir Sie – die Kulturbehörde der Stadt Hamburg – wollen Sie etwas an diesem Verfahren ändern? Werden Sie unsere Kosten decken oder gedenken Sie sogar eine Ausstellungsvergütung einzuführen und die Höhe des Arbeitsstipendiums anzupassen? Wir freuen uns, wenn Sie sich unserem Anliegen annehmen und für bessere Bedingungen für die Hamburger Künstler*innen eintreten.
Ich spreche im Namen von: Angela Anzi, Andrea Becker-Weimann, Marcia Breuer, Fabio Cirillo, Maya Connors, Jakob Engel, Antje Feger / Benjamin Stumpf, Jenny Feldmann, Laura Franzmann, Pachet Fulmen, Anna Grath, Hiroko Kameda, Eva Könnemann, Julia Metropolit, Oliver Mund, Franziska Opel, Tintin Patrone, Carsten Rabe, Dagmar Rauwald, Volker Renner, Stella Rossié, Christian Rothmaler, Jenny Schäfer, Nicolaas Schmidt und Sebastian Wiegand.
Wir danken für ihre Aufmerksamkeit.“