Liebe Mitglieder, liebe Künstler*innen,
wir haben das Jahresende 2022 erreicht. Das zurückliegende Jahr ist erfüllt von Ereignissen, die in uns Nachklingen. Dem kommenden Jahr 2023 wollen wir gemeinsam optimistisch und hoffnungsvoll entgegensehen. Wie immer gibt es viel zu tun.
Die kulturpolitische Arbeit und die unterschiedlichen Projekte des Verbands verteilen sich auf verschiedene Rücken des Vorstands und seiner Mitglieder. Daraus ergeben sich die für Euch zusammengefassten Berichte des Vorstands, die unseren gemeinschaftlichen Jahresrückblick und Ausblick ausmachen.
Motivation: Mit Blick auf das kommende Jahr freuen wir uns auf Euch und Eure Stimmen, Eure Rückmeldungen, Rat, Kritik und Beteiligung. Ihr seid eine der kulturpolitisch tragenden Säulen stellvertretend für alle Bildenden Künstler*innen in Hamburg. Die alten und jungen Generationen brauchen unser Engagement – das Engagement einer Gemeinschaft aus aktuell 600 Mitgliedern. Unser kulturpolitisches Bewusstsein bringt uns den Zielen näher, für die wir uns ehrenamtlich einsetzen: Faire Bezahlung, soziale Absicherung, Urheberrechte und freies Arbeiten, durch ausreichend Räume, Krankenversicherung und Altersvorsorge für alle und schließlich Wertschätzung für die aktive Teilhabe an einer entwicklungsfähigen Gesellschaft durch die Vielseitigkeit der Bildenden Kunst. In diesem Sinne möchten wir uns bei Euch allen herzlich bedanken.
Seit (rückwirkend) 2020 gibt es nun den Fonds Ausstellungsvergütung der Behörde für Kultur und Medien in Hamburg, der die drei Institutionen und jeweils programmgeförderten Häuser (ART OFF Hamburg) in die Lage versetzt, eine Vergütung für die Bereitstellung von Werken in Ausstellungen an Künstler*innen zu zahlen. Wichtig!: Eine Ausstellungsvergütung ist kein Künstler*innen-Honorar. Neben dem Leitfaden Ausstellungsvergütung hat der Bundesverband kürzlich einen Leitfaden Honorare erarbeitet. Es ist wichtig Honorare für geleistete Arbeit von Künstler*innen und die Ausstellungsvergütung zu unterscheiden. https://www.bbk-bundesverband.de/beruf-kunst/honorare
Das Thema Umbau der Markthalle und der damit verbundene Umzug des Kunsthauses, der Barlachhalle K und des Galeriehauses in das Untergeschoss bewegt uns alle sehr. Aus gegebenem Anlass haben wir am 28.8.2022 einen Informationsabend (hybrid) veranstaltet, um gemeinsam mit Euch zu erörtern, was das Bauvorhaben der Sprinkenhof insbesondere für das Kunsthaus, die Hamburger Künstler*innen und den Sitz des Berufsverbands nach jetzigem Stand bedeutet. Seitdem haben Katja Schroeder (Leitung KH) und Bianca Müllner (Vorsitzende unseres Verbands und Leiterin der Gesellschafterversammlung gGmbH des Kunsthauses) Gespräche mit den kulturpolitischen Sprecher*innen Linke, SPD und Grüne geführt und der BKM wie der Sprinkenhof die ungeklärten und problematischen Aspekte des geplanten Umbaus ausführlich dargelegt und protokollarisch festhalten lassen. Der Prozess läuft. Wir bleiben am Ball und werden kommendes Jahr eine Folgeveranstaltung für Euch initiieren. Ungeklärt sind unter anderem die 200 qm fehlende Grundfläche für das Kunsthaus im Untergeschoss, die Schallisolierung (Konzerthalle und Bahntrasse) sowie die Aufwertung der Hinterhoflage entlang der Bahntrasse inklusive der dortigen Zulieferlogistik.
Aktuell läuft das Bewerbungsverfahren für die neue Leitung des Kunsthauses ab Juli 2023. Die Gesellschafter bzw. ihr*e Vertreter*innen (Bianca Müllner, Dirk Dobke, Peter Labin und Frank Otto) sowie der Beirat (Ute Thon und Martin Köttering) beraten intensiv über die neue Leitung des Kunsthauses, über die voraussichtlich Mitte Februar 2023 entschieden sein wird.
Jetzt:alle – unsere Jahresausstellung 2023 findet vom 3.2. (Eröffnung) bis 12.3.2023 statt. In diesem Jahr wurde von der 9-köpfigen Jury ein offenes Ausstellungskonzept und umfangreiches Rahmenprogramm vorgeschlagen, das vor allem auf rege Beteiligung unserer Mitglieder setzt. Die Jahresausstellung JETZT: ALLE zeigt Kunstwerke von annähernd 160 Künstler*innen unseres Verbands, die dem Aufruf „JETZT: ALLE“ gefolgt sind.
Der Berufsverband bildender Künstler*innen Hamburg würdigt in seinem 75. Jubiläumsjahr die Vielfalt künstlerischer Arbeiten und die kulturpolitische Arbeit des Verbands, repräsentiert durch seine insgesamt 600 Mitglieder. Das Jury-Team fördert den Gemeinschaftssinn und lebendigen Austausch durch tolle Angebote zur Beteiligung: Kurzfilmabend, Portrait-Aktion, gemeinsames Essen, Performance und Diskussionsveranstaltung. Wir danken den Jurymitgliedern von Herzen für ihr großes Engagement. Dank auch an Iris Albrecht, die die Juryarbeit von Seiten des Vorstands begleitet und koordiniert.
Die diesjährige POSITION. wurde von einem schweren Abschied begleitet. Horst Werner, Leiter und Gründer der Fabrik der Künste, ist am 27. Juli 2022 verstorben. Wir kennen Horst Werner als großherzigen, liebevollen und engagierten Menschen.
Seit 2012 findet die Veranstaltungsreihe des Berufsverbands Bildender Künstler*innen Hamburg POSITION. Forum / Ausstellung in der Fabrik der Künste statt. Horst Werner ist es zu verdanken, dass wir in der Fabrik der Künste die Werke unserer neuen Mitglieder mit ihren Positionen präsentieren dürfen. Mit der Ausstellung heißen wir unsere neuen Mitglieder willkommen. Das Forum bietet Podiumsveranstaltungen zu aktuellen und kulturpolitischen Themen.
Das diesjährige Forum hat zeitversetzt im Foyer des Kunsthauses stattgefunden. Die drei Themenabende stellten den Körper in der Kunst ins Zentrum der Diskussionen: 1. Körper-Kunst-Klassismus, 2. Körper-Kunst-Sexismus und 3. Body Transforming: Körperlichkeit(en) in der Kunst.
Begleitend erscheint ein Katalog zur POSITION. Unser herzlicher Dank geht auch in diesem Jahr an den Organisator, Kurator und Vorstandsmitglied Carsten Rabe und sein Team. Die POSITION. wurde gefördert mit Mitteln der Behörde für Kultur und Medien.
Die Offenen Ateliers haben am 24./25.9. in Ost und Süd und am 1./2.10.2022 in West von 12-18 Uhr stattgefunden. Mehr als 100 Künstler*innen und zahlreiche Ateliergemeinschaften an über 80 Standorten in und um Hamburg waren beteiligt. Ein breites Spektrum an verschiedenen Themen und Techniken aus den Bereichen Malerei, Fotografie, Grafik, Plastik, Skulptur, Installation, Videokunst und Performance war vertreten. Im Kunsthaus und in allen Ateliers waren Broschüren zu den Offenen Ateliers erhältlich.
Angeboten wurden geführte Fahrradtouren von und mit Iris Albrecht am Samstag, den 1.10., 12-18 Uhr. Es wurden eine Reihe Ateliers im Westen Hamburgs besucht in Altona, Bahrenfeld, Osdorf, Lurup und Stellingen. Am Sonntag, den 2.10., 12-18 Uhr, wurde eine zweite Radtour zu weiteren Ateliers in Bahrenfeld, Ottensen, Altona, Eimsbüttel, Schnelsen angeboten unter dem Motto: Das Atelier – Schmiede, Planwerkstatt, Denklabor? Sehen, wo und wie die Kunst entsteht und sprechen über Werk und Hintergründe des künstlerischen Schaffens. Herzlichen Dank für dein Engagement, Iris!
Am 2.6.2022 haben wir erstmals einen Vortrag über die Realität Bildender Künstler*innen und die Arbeit des Berufsverbands vor Studierenden im Hörsaal der HfbK gehalten. Im Fokus des Vortrags der Vorsitzenden Bianca Müllner standen folgende Aspekte: „Bildende Künstler*innen leisten einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Wissenstransfer. Sie sind in der Regel überdurchschnittlich hoch qualifiziert. Gleichwohl gibt es kaum Berufe, die ähnlich schlechte Einkommensstrukturen aufweisen. Eine soziale und existenzielle Absicherung wird nicht selten erst über Nebeneinkünfte möglich, die wiederum Professionalität und eine Absicherung über die KSK in Frage stellen. Gender Show und Gender Pay Gap beschreiben selbst heute noch eine harte Realität des gängigen Kunstbetriebs. Der Berufsverband bildender Künstler*innen Hamburg leistet wichtige Lobbyarbeit zum Stellenwert von Künstler*innen über die Vermittlung der beruflichen Hintergründe mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für künstlerisches Schaffen zu verbessern und die künstlerische Existenz zu sichern. Doch wie genau sieht diese Arbeit aus und welche Themenbereiche werden dort verhandelt?“. Ausführlich stellte der Berufsverband bildender Künstler*innen Hamburg sich und seine kulturpolitische Arbeit den Studierenden der HfbK vor.
Energiekrise: Im diesem Jahr hat die Teuerung bei den Energiekosten sich auch auf die Ateliers niedergeschlagen und für die meisten Künstler*innen zu einer Doppelbelastung geführt. Der Bund unterstützt bislang nur die Institutionen. Für Bildende Künstler*innen bzw. Soloselbständige gibt es derzeit keine gesonderten Hilfen. Nach aktuellem Stand auch nicht aus Hamburg. Soloselbständigen steht die allgemeine Energiepauschale zur Verfügung. Ob die Maßnahmen zur Dämpfung der Energiekosten ausreichen, bleibt abzuwarten.
Der BBK-Bundesausschuss, in dem Bundesvorstand und BBK-Landesverbände zusammenarbeiten, hat in seiner Sitzung am 10.10.2022 beschlossen, eine kurze Umfrage durchzuführen, damit wir in Gesprächen mit Politik und Verwaltung Zahlen zur Hand haben, die den Unterstützungsbedarf untermauern können. (Teilnahme bis 1.11.2022).
In der Vorab-Auskunft des Bundesverbands hieß es: Vor allem sind Kultureinrichtungen im Gespräch. Mit Resten aus Neustart-Geldern sollen Schließungen verhindert werden (es wird darauf verwiesen, dass das auch Künstler*innen zugute käme); Künstler*innen selbst erhalten über den Steuerbescheid die allgemeine Entlastung, aber das reicht nicht. Wir fordern zudem, im Rahmen der Wirtschaftshilfen auch etwas für (Soloselbstständige) Künstler*innen zu tun, damit sowohl bzgl. Betriebskosten als auch Lebensunterhalt (Kosten-)Steigerungen abgefedert werden…
Auskunft der Hamburg Kreativgesellschaft: Die Energiekrise ist neben der Bewältigung der Corona-Pandemie eine zusätzliche Herausforderung für die Kreativwirtschaft und den Kulturbereich. Wir sind uns der enormen Belastung für die Branche bewusst und platzieren das Thema fortwährend an entsprechenden Stellen. Bisher gibt es keine konkreten Einigungen und Informationen, wie Kultureinrichtungen und Kreativschaffende, insbesondere (Solo-)Selbstständige (im Rahmen des Entlastungspakets 3) in der Energiekrise unterstützt werden. Zurzeit gibt es also „nur“ die Energiepauschale in Höhe von 300 Euro, die auch Selbstständige in Anspruch nehmen können und eine Erhöhung des Grundfreibetrags bei der Einkommensteuer. Der Grundfreibetrag bei der Einkommensteuer steigt um 363 Euro auf 10.347 Euro.
Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, sagte: „Es ist sehr gut, dass die Vorschläge der Expertenkommission Gas und Wärme nun auf dem Tisch liegen. Nun ist die Politik gefordert, sich an die Umsetzung zu machen. Damit ist die Arbeit für die Kulturpolitik allerdings noch nicht erledigt. Nun kommt es darauf an, die Vorschläge in der öffentlichen Kulturfinanzierung abzubilden, was eine Erhöhung der Kulturhaushalte bedeutet. Gleichzeitig muss im Sinne der Daseinsvorsorge sichergestellt werden, dass alle Menschen weiterhin Zugang zu Kunst und Kultur erhalten. Darüber hinaus gilt es jetzt, ein großes Investitionsprogramm Kultur auf den Weg zu bringen, um weitere deutliche Energieeinsparungen im Kulturbereich zu ermöglichen. Nur so kann verhindert werden, dass die Preise auf Dauer nicht aus dem Ruder laufen und die kulturellen Angebote nicht eingeschränkt werden müssen.“
Die Finanzierbarkeit der zumeist teuren Ateliers bei steigenden Betriebskosten und die im Verhältnis zum Bedarf geringen Mittel der Künstler*innen-Förderung stellt insgesamt eine Mangelsituation dar und ist für uns als Verband ein Thema. Gemessen an dem ohnehin durchschnittlich geringen Einkommen Bildender Künstler*innen belastet die Energiekrise zusätzlich die berufliche Existenz. Wir bitten Euch, Kostensteigerungen oder Ankündigungen der Energieanbieter gern dem Büro rückzumelden.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband in Berlin konnten wir das erfolgreiche Förderprogramm „Wir können Kunst“ mit fünf Projekten der kulturellen Bildung, von professionellen Bildendenden Künstler*innen durchgeführt, in Hamburg beantragen und unterstützen.
In den Projekten konnten klassische künstlerische Techniken wie Malerei, Zeichnung, Collage, Drucktechniken, plastisches Arbeiten, Performances und handwerkliche Techniken vermittelt, erlernt und eingesetzt werden.
Seit nun mehr 10 Jahren fördert der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V. als Programmpartner des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) Kunstprojekte für Kinder und Jugendliche, die in ihren Bildungschancen beeinträchtigt sind.
Ab 2023 wird das Förderprogramm „Wir können Kunst“ durch den Bundesverband wieder aufgenommen und fördert weitere neue Projekte in der kulturellen Bildung.
Wir wünschen Euch einen geruhsamen Jahresabschluss und einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Euer Vorstand
Iris Albrecht, Jan Dietrich, Till F.E. Haupt, Arne Lösekann, Bianca Müllner und Carsten Rabe